Artikel aus dem design report.

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Dinge aus dem Einfallsreich

Das Büro Speziell Produktgestaltung bringt uns aus dem Trott

Am Anfang war das Wort: speziell. Laut Duden bedeutet es: im Besonderen. Sybille Fleckenstein, Jens Pohlmann und Thilo Schwer gaben ihrem Büro den Namen: Speziell Produktgestaltung. Und der ist Programm. Denn wann ist etwas speziell oder besonders? Wenn gewohnte und alltägliche Dinge in Frage gestellt werden und eine neue, überraschende Antwort gegeben wird: Wenn weiches Dekor auf Porzellan erscheint. Mit dieser Idee traten sie an einen Hersteller heran, der für innovative Gestaltung bekannt ist: Kahla in Thüringen. Und das war der Beginn einer besonderen Zusammenarbeit. Für die Geschirrserie „Five Senses“ von Barbara Schmidt gestalteten die drei ein neues Dekor. Bei der daraus entstandenen Reihe „Five Senses Black touch!“ fühlt der Tassenhenkel sich samtig an. Er ist in Oberfläche und Farbe kontrastreich abgesetzt. Das kühle, weiß reflektierende Porzellan steht dem matten, samtenen Schwarz gegenüber. Durch die Oberflächenbeschichtung wird die klassische, rein ästhetische Funktion des Dekors erweitert. „Ein Produkt auf dem Produkt“, das isolierend wirkt und zum Greifen einlädt. Eine den Umriss des Henkels zitierende schwarze Linie ziert die asymmetrische Untertasse. Diese Linie wird bei den Tellern der Serie aufgegriffen und erzeugt im gestapelten Zustand ein grafisches Muster. Wie die „Coffeemania Collection – Edition speziell“ und die „Update Twin Sets touch!“ wird dieses Service ab Mai im Handel sein.
Sybille Fleckenstein, Jens Pohlmann und Thilo Schwer lernten sich an der HfG Offenbach kennen. Bei einem gemeinsamen Projekt im Rahmen des Studiums reifte die Erkenntnis, dass bei ihnen der Satz „mehr als die Summe der einzelnen Teile“ zutrifft. Deshalb teilten sie sich schon für ihre Diplomarbeiten einen Arbeitsraum, und als sie dann mit den Bildungszertifikaten in den Händen exmatrikuliert wurden, gründeten sie im April 2001 das gemeinsame Büro in Offenbach. Zur Visualisierung ihrer Entwürfe setzen sie durchgängig das Mittel des Renderns ein. Ein klares und stilisiertes Bild soll entstehen, das nicht versucht Wirklichkeit nachzuahmen. Denn die Wirklichkeit, die physische Realität, die Haptik bleibt dem gefertigten Produkt vorbehalten. Der Entwurf der „Speziell Liege“ zeigt diese Arbeitsweise sehr deutlich. Ihre klare Formensprache kommt zum Ausdruck und noch ist der Raum, in dem die Liege aufgestellt ist, virtuell: Wie die Flosse eines abtauchenden Wales steht sie da. Der Ruhe-Suchende wird zu einer Seite abgeschirmt, so kann das Gefühl von Geborgenheit entstehen. Durch den skulpturalen Charakter ist die Liege in den eigenen vier Wänden, aber eben auch im halb öffentlichen Raum verwendbar.
Ihr Büro ist der Ballungsraum spezieller Ideen, die sie wie Spielbälle hin und her werfen. Bälle, die dabei auf den Boden fallen und mit denen scheinbar nichts anzufangen ist, werden in einem Ideenordner gesammelt. Beim Stöbern in diesem Behälter stolpern sie immer wieder über pfiffige Einfälle, die bei anderen Projekten dann doch zum Einsatz kommen können. Dieses Spielballsystem kommt immer mehr ins Rollen: Gerade arbeitet Speziell Produktgestaltung mit dem Leuchtenhersteller Belux und dem Badspezialisten Keuco zusammen. Man kann also gespannt sein, was da noch auf uns zukommt.